Marcel-Ophüls-Retrospektive






Politischer Dokumentarist

Marcel Ophüls hat von Hamburg aus wichtige Filme gemacht hat und mit seiner unnachahmlichen Stimme Kriegsverbrecher wie Slobodan Milosevic ebenso in die Zange genommen wie den radikalen Filmemacher Nicholas Ray in »Auf der Suche nach meinem Amerika«.

 

Marcel Ophüls wird am 1. November 1927 in Frankfurt/M. geboren. Seine Familie emigriert 1932 nach Frankreich, entkommt dort 1940 den Nationalsozialisten durch die Flucht in die USA. Der Sohn des Film- und Theaterregisseurs Max Ophüls wächst ab 1932 in Paris und ab 1941 in Kalifornien auf.

 

Unter dem Pseudonym „Marcel Wall“ arbeitet er als Regieassistent von John Huston (»Moulin Rouge«, 1952) und seinem Vater (»Lola Montès«, 1955). 1956–59 ist er Hörfunk- und Fernseh-Redakteur beim Südwestfunk in Baden-Baden, dreht 1957 erste Kurzfilme. Ab 1960 arbeitet er in Paris und kann mit Unterstützung von François Truffaut 1963 im Rahmen der Nouvelle Vague den Spielfilm »Peau de banane« mit Jeanne Moreau und Jean-Paul Belmondo inszenieren. Nach der Eddie-Constantine-Komödie »Faites vos jeux, mesdames« (1964) wechselt er zum Dokumentarfilm.

 

Der Emigrantensohn hat viele Jahre in Hamburg gelebt. Sein Vater Max Ophüls ist hier während einer Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus gestorben. Dessen letzte Worte waren, er wolle nicht in Deutschland begraben werden. Die Rede am Sarg hielt, sehr zur Verärgerung von Sohn Marcel, Gustaf Gründgens.

 

Marcel Ophüls’ Respektlosigkeit ist legendär. Er schont seine Gesprächspartner nicht – und sich selbst ebenfalls nicht. Viele seiner Dokumentationen, denen oft vorgeworfen wird, chaotisch und überladen zu sein, und dass sich der Filmemacher zu sehr in den Vordergrund schiebe, werden zunächst nur verstümmelt aufgeführt.

 

Marcel Ophüls: „Früher hat man ja bei Interviews in Dokumentarfilmen prinzipiell die Fragen rausgeschnitten, damit es so wirkt, als würden die Leute spontan reden. Das fand ich unehrlich. Deshalb bin ich mit meinen Fragen, die auch meinen Blickpunkt verdeutlichen, im Film zu sehen.“ Spätestens seit »Hotel Terminus« ist er auch hierzulande als Meister der unbequemen Nachfrage berühmt.

 

In Marcel Ophüls’ Kino geht es um politische Gewalt in immer neuen Facetten.

 

 

Die Retrospektive wurde von Rasmus Gerlach organisiert.

 

 

Marcel Ophüls will vom 15. bis 17.4. zu Gast in Hamburg sein.

 



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