Do 10.4. | 16.30 Uhr | Metropolis
Ladoni – Handflächen
Artur Aristakisjan, UdSSR 1990, 142 min, OmU
Der Regisseur beobachtet die Bettler seiner Heimatstadt Kischinjow, die seine Kamera gar nicht zu bemerken scheinen. Das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachten, lag wohl daran, dass er selbst wohnungs- und mittellos acht Jahre durch die Lande zog. Auch der imaginäre Dialog ist von den Erfahrungen dieser Zeit geprägt. Mit Begriffen wie Barmherzigkeit tut sich unser Kopf zwar schwer, sehen wir doch hinter der liebenswerten Systemverachtung ein neues und gleichzeitig sehr altes sakrales System hervorscheinen, doch so einfach ist der gläubige Hippie aus Moldawien nicht zu kategorisieren. Ihm sind Bilder und Sätze von eindringlicher zeitloser Schönheit gelungen. (Internationales Forum des Jungen Films, 1994)
„In Kischinjow gibt es einen Bettler, der den ganzen Tag lang durch die Straßen läuft und laut vernehmbar zu seinem ungeborenen Sohn spricht. Die Menschen hören ihm zu. Vor zwanzig Jahren sollte das Kind geboren werden, doch seine Braut hat es abgetrieben. [...] Ich habe den Film zwischen 1986 und 1990 gedreht und für ihn monatelang die Bettler begleitet. Sie waren bereit, sich vor der Kamera zu entblößen. Einer sagte mir sogar, dass er bereit sei, sich vor der Kamera zu töten, damit ich seinen Tod filmen könne. Manchmal wurden die Dreharbeiten zum Spiel. Einmal habe ich einem blinden Bettler die Kamera in die Hand gegeben, und er hat zwei Schwenks gedreht. Einer davon ist in dem Film zu sehen.“ (Artur Aristakisjan)
Fortsetzung der im Dezember 2013 begonnenen Reihe Ton im Dokumentarfilm der dokumentarfilmwoche hamburg mit ausgewählten Gästen im Metropolis-Kino.
Filmgespräch: Volko Kamensky und Felix Grimm
Interview mit dem Regisseur (russisch)
Artikel auf Kulturportal Russland