Sa 14.4. | 18 Uhr | Lichtmess


Wadim

Carsten Rau, Hauke Wendler, D 2011, 90 Min., dt.-russ.-lett. OF mit dt. UT

 

Wadim wächst in Hamburg auf. Er geht zur Schule, spricht deutsch, hat deutsche Freunde. Doch er und seine Familie sind in Deutschland nur geduldet, nachdem sie 1992 Lettland verließen und Asyl beantragten. 13 lange Jahre in ständiger Angst vor der Abschiebung zermürben die Familie. Doch Wadim bleibt hoffnungsvoll. 2005 dann der Wendepunkt. Wadim wird allein nach Lettland abgeschoben.

Ohne Geld in einem unbekannten Land bleibt dem 18-Jährigen nur ein Rigaer Obdachlosenheim. Doch er kämpft um seine Existenz, schlägt sich durch, irrt durch Europa auf der Suche nach Asyl. Nach einer erneuten Abschiebung stattet er seiner Heimatstadt Hamburg einen letzten Besuch ab. Im Januar 2010 wirft sich Wadim vor eine S-Bahn. Er ist 23 Jahre alt.

Der Film fügt aus Fotos, persönlichen Privatvideos und Interviews ein Mosaik des kurzen Lebens Wadims zusammen. Er lässt dabei die erschütternde Geschichte für sich sprechen. Eine Geschichte, die die Folgen einer bürokratischen Ausländerpolitik aufzeigt, in der der Einzelne keine Rolle spielt.

 

Zu Gast: Carsten Rau, Hauke Wendler

 

Statement von Carsten Rau und Hauke Wendler :

 

„Die Geschichte Wadims ist alles andere als ein Wunschfilm, den man sich aussucht. Ein solches Thema bricht über Autoren herein. Im Februar 2010, zwei Wochen nach Wadims Suizid, kontaktierte uns der Anwalt der Familie. Seitdem lässt uns die Tragödie Wadims nicht mehr los. Sie sprengt alles, was wir als Autoren von fast 50 Dokus und Reportagen realisiert haben. (…) In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Produktionen zum Thema Migration realisiert, die zu Festivals eingeladen und mehrfach ausgezeichnet wurden. Bei jedem dieser Filme haben wir Menschen in extremen Lebenssituationen begleitet. Doch keiner hat die Tragik, die das Leben Wadims schon früh prägte.

 

Fast zwei Jahre haben sich die Dreharbeiten und die Postproduktion des Dokumentarfilms hingezogen. Eine Arbeit, die vor allem der Familie Wadims und seinen Freunden sehr viel abverlangte. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals für diesen Einsatz bedanken, für die Kraft, die es insbesondere die Eltern Viktoria und Sergej K. gekostet hat, über Monate mit uns zu drehen und sich wieder und wieder der eigenen Erinnerung auszusetzen.

 

Dieser Film macht nichts von dem ungeschehen, was passiert ist. Umso mehr hoffen wir, dass die Arbeit nicht ohne Wirkung bleibt. Dass möglichst viele Menschen Notiz davon nehmen, wie es Wadim und seiner Familie in diesem Leben ergangen ist. Gerade weil ihre Geschichte für 87.000 andere Flüchtlinge steht, die noch heute mit einer Duldung in Deutschland leben.“

 

Filmwebsite »Wadim«



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