Di 28.4. | 19.15 Uhr | 3001


aber den sinn des lebens hab’ ich immer noch nicht rausgefunden

Jan Peters, D 2007, 52 min, Beta SP, OmeU

 

1990 stellte sich Jan Peters zum ersten Mal vor eine Super-8-Tonfilmkamera, um eine Bestandsaufnahme seines Lebens aufzuzeichnen. So entstand der Film »Ich bin 24«, in dem man ihn eine Super-8-Filmrolle lang, also fast drei Minuten, über sein Leben sprechen sieht, bis das Ende der Rolle ihm mitten im Satz plötzlich das Wort abschneidet. Ein Jahr später drehte er »Ich bin 25« – entsprechend ging es jährlich weiter, bis heute. Eine (unvollendete) Serie.

 

»aber den sinn des lebens hab' ich immer noch nicht rausgefunden« wird in einer Vorstellung zusammen mit »home.movie« gezeigt.

 

 

Statement von Jan Peters:

1990 habe ich mich zum ersten Mal vor meine Super-8-Tonfilmkamera gestellt, um eine Bestandsaufnahme meines Lebens aufzuzeichnen. „Zufällig“ wäre eine nicht ganz unpassende Beschreibung. Es ging darum, etwas auszuprobieren. Zum einen die Tonfilmkamera, zum anderen einen filmischen Ansatz, der dem, den ich meinte an der Kunsthochschule vermittelt zu bekommen, entgegenstand (was sich am Ende natürlich als Irrtum meinerseits bezüglich des Lehrkonzepts entpuppte – die wollten Künstlerpersönlichkeiten auf den Weg bringen und zeigten uns deshalb Sharits, Snow oder Mekas und Brakhage, und nicht weil wir Filme machen sollten wie die großen Vorbilder – wie ich es in meinem jugendlichen Eifer zu verstehen meinte). Es war also eigentlich meine Revolte, in der man mich genau eine Rolle Super-8-Film lang (fast drei Minuten) über mein Leben sprechen sieht, bis das Ende der Rolle mir plötzlich mitten im Satz das Wort abschneidet.

Als ich 1990 die erste Rolle Super-8-Film belichtet, ahnte ich noch nicht, dass ich damit einen lebenslängliche Serie anfing, die zur Zeit aus 17 Rollen besteht.

Als die erste Rolle damals ,1990, entwickelt aus dem Kopierwerk zurück kam und in den Projektor eingelegt wurde, beschämt sie mich als Betrachter / Urheber: Der bekannte mediale Rückkopplungs-Schock: So wie Kinder über die eigene Stimme vom Tonband einen roten Kopf bekommen, so sah ich mich, damals angesichts meines filmischen Selbstporträts peinlich berührt. Ich verbannt die Rolle in hintere Regionen einer Schublade, vergaß sie fast. Erst auf einer bierseligen Party, auf der diverse Filme gezeigt werden, hatte ich den (wahrscheinlich angetrunkenen) Mut, sie wieder hervorzuholen. Zu meiner großen Überraschung funktioniert der Film – zunächst als Partygag, dann auch im Hochschulseminar: »Ich bin 24« war in der Welt und wurde sogar in den Trash- und Eject-Nights, die damals Mode waren, auf diversen Festivals gezeigt. Der Film lief also, zwar nicht in den Wettbewerbsprogrammen der Festivals, aber besser als meine vorherigen Versuche Sharits oder Snow zu imitieren. Das war natürlich eine aufmunternde Selbstbestätigung, aber mehr nicht.

Erst etwa ein Jahr später (ich wollte mittlerweile eigentlich Matthias Müller werden - oder ähnliches), sprach mich mein Professor auf einer Ausstellungseröffnung an, wann denn mit »Ich bin 25« zu rechnen sei. Natürlich erinnert er sich heute nicht mehr daran (ich habe ihn vor kurzem gefragt), aber ich wurde die Idee nicht mehr los und belichtete von nun an jedes Jahr eine weitere Rolle, nummerierte sie im Titel einfach durch.

Die Spielregel „eine Rolle pro Jahr“ war anfangs ein Motor, der die Serie überhaupt erst möglich machte, und wurde im Laufe der Jahre zur Herausforderung, in der ständig Wiederholung doch immer wieder etwas Neues zu versuchen.

Mein Leben fühlt sich ähnlich an.

(dieser Text entstand mit Hilfe von Claus Löser)

 



© 2009 dokumentarfilmwoche hamburg | Impressum