Positionen - Wir müssen reden!
Fünf Jahre hatten wir die Freude und Ehre, im Rahmen der dokumentarfilmwoche hamburg den Klaus-Wildenhahn-Preis zu verleihen. Doch das Modell, künstlerische Werke in einen Wettbewerb miteinander zu stellen, schien uns zunehmend unvereinbar mit dem Anliegen, einen vielschichtigen und vielseitigen Austausch über den Dokumentarfilm zu fördern.
Daher möchten wir in diesem Jahr einen neuen Versuch wagen, die für uns relevanten Fragen an diese Kunstform öffentlich zu vermitteln. Denn der Austausch über Filme ist die große Stärke eines Festivals.
In der Reihe Positionen widmen wir uns aktuellen Bildpolitiken, politischen Tendenzen und Implikationen sowie ästhetischen Strömungen. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Filmemacher*innen und Fachbesucher*innen, Kurator*innen und Publikum miteinander ins Gespräch über ihre Sichtweisen und Perspektiven kommen. Denn die Bedeutung von dokumentarischen Bildern und Filmen bei der Konstruktion von Wirklichkeit ist in Zeiten omnipräsenter Videokameras – und dauerhafter Verfügbarkeit unvorstellbarer Massen bereits aufgezeichneten Materials – diskussionswürdiger denn je.
In sechs Veranstaltungen möchten wir uns diesen Fragen nähern, mit Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionen. In einem diskursiven Raum sollen sich Sichtweisen verschieben und manifestieren, Komplexität reduziert und produziert werden. Dafür blicken wir nicht nur nach vorn, sondern nehmen auch den Bestand der Vergangenheit auf – in der Hoffnung, dass sie unseren Blick in die Gegenwart kläre.
Die Positionen von Theoretikern, Philosophen und Filmemachern wie Kracauer, Farocki und Bitomsky sind nicht nur medienhistorisch relevant, sondern liefern auch Hinweise für heutige Fragestellungen. Auch die kontrastierenden Arbeitsweisen des analogen Filmemachens und der digitalen Materialaneignung bei der Darstellung „fremder“ Kulturen werden im Rahmen der Reihe untersucht. Zusätzlich liefern zwei aktuelle Filmproduktionen angewandte Beispiele der Auseinandersetzung mit den Themen Flucht und medialer Repräsentation.
Programmübersicht
Donnerstag 7. April // Fotofabrique Gängeviertel // 18.30 Uhr
Eröffnung und Vortrag Eine Erinnerung an Siegfried Kracauer
Freitag 8. April // Fotofabrique Gängeviertel // 17.30 Uhr
Diskussion Aufstellung - Eine Begriffskritik
Freitag 8. April // Metropolis // 19.30 Uhr
Filmvorführung und Gespräch Brûle la mer
Samstag 9. April // Fotofabrique Gängeviertel // 16.30 Uhr
Filmvorführung und Gespräch Procedere
Samstag 9. April // Fotofabrique Gängeviertel // 18.30 Uhr
Diskussion Look Who’s Talking? – Das „Fremde“ zum Sprechen bringen
Sonntag 10. April // Metropolis // 15.00 Uhr
Filmvorführung und Gespräch Der VW Komplex