Aufstellung – Eine Begriffskritik
Fotofabrique Gängeviertel // Freitag 8. April // 17.30 Uhr
Harun Farocki (R), D 2005, 16 min, OF
„Schaubilder, die den Warenkorb, die Rentenlücke, die Migration darzustellen helfen sollen, sind anachronistisch, sind ein Rückgriff auf die politischen Allegorien aus dem 19. Jahrhundert. Ob es sich um Piktogramme handelt oder bloß um Säulen- oder Torten-Diagramme, stets ist ein rührendes Unvermögen der Abstraktion bezeugt. Wir haben Figuren zur Illustration von Schaubildern aufgegriffen, aus Zeitungen, Schulbüchern, Behördenschriften, und daraus die Geschichte der Migration in der Bundesrepublik Deutschland rekonstruiert. Wir wollen also eine Begriffskritik an den Repräsentationen der Migration üben, die ikonischen wie symbolischen Zeichen auf ihre Ursprünge zurückverfolgen und auf den Gehalt hin untersuchen, der ihnen selbst nicht bewusst ist.“ (Harun Farocki)
Spätestens seit der Debatte um die Ausschreitungen in Köln und Hamburg während der Silvesternacht sind unsere Medien gefüllt mit Schubladenbegriffen. Doch die Mechanismen des Vereinfachens bleiben nicht auf die Sprache beschränkt, sie schlagen sich auch in visuellen Darstellungen nieder. Bilder aus Grenzregionen bewegen sich in der unbehaglichen Grauzone zwischen Information, Empathie und Schaulust; die/der Einzelne verschwindet in der Masse oder wird zum Symbol. Es formen sich Vorstellungsbilder, die zum Instrument einer Agenda werden können. Wir nehmen Harun Farockis Videoarbeit »Aufstellung« zum Anlass für eine notwendige Begriffskritik.
Birgit Glombitza ist seit 2010 künstlerische Leiterin des Internationalen KurzFilmFestivals Hamburg. Sie studierte Philosophie in Münster sowie Germanistik, Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Frankfurt a. M. Als freie Autorin und Kuratorin hat sie zahlreiche Texte zu den Themen Film, Theater, Fotografie und Medien veröffentlicht.
Werner Ružicka leitet seit 1985 die Duisburger Filmwoche. Er studierte Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften in Bochum. Ab 1974 dort Leiter der kommunalen Filmarbeit, 1978-82 Mitarbeit am Langzeitprojekt »Prosper/Ebel – Eine Zeche und ihre Siedlung«. Tätigkeiten als Juror für diverse Filmfestivals; Lehraufträge für Dokumentarfilm in München, Karlsruhe, China, Indien und Israel.
Filmgespräch und Diskussion mit Beispielen und Gästen Birgit Glombitza und Werner Ružicka.