Internationales Filmprogramm – Rückblicke





Die Wirklichkeit macht nicht halt. Jeden Tag entfaltet sie sich neu und fordert die Betrachtung mit einem frischen Blick. In einer Zeit, in der die Veränderung des Vertrauten kaum zu übersehen ist, und die Krise zum gesellschaftlichen Dauerzustand erklärt wird, fokussieren viele der 22 Filme im diesjährigen Programm unser Verhältnis zum Gewesenen: Sie besuchen die letzten alteingesessenen Kneipen auf St. Pauli (Manche hatten Krokodile), sie nähern sich der tragischen Geschichte eines Dorfes in Brandenburg (Wenn man sie bedauert, können sie schlecht sterben) oder derjenigen einer Kleinstadt in den bosnischen Bergen (Stadt der Elefanten). Sie nehmen sich Zeit, um vom jähen Ende traditioneller Arbeitswelten zu erzählen (Über die Jahre), oder legen fragend Spuren frei, die vergangene Kriege mit ihren Schrecken im Gedächtnis hinterlassen haben (Hinter dem Schneesturm). Der Blick zurück ist dabei nicht nur ein Mittel der Bestandsaufnahme – er beschreibt immer auch das Verhältnis zwischen dem Dokumentarischen und seinem Gegenüber. Etwa dann, wenn eine junge Frau aus Zentralafrika ihre Reise nach Berlin in Polaroids fixiert (Arlette – Mut ist ein Muskel), oder Menschen aus dem hohen Norden Bilder im Internet verbreiten, die an die Kräfteverhältnisse hinter dem Gefilmtwerden erinnern (of the North). Das Streben nach Glück und Sinn in der Gemeinschaft kennzeichnet russische Biografien nach dem Ende der Sowjetunion – und zugleich einen Zustand des Treibens, der sich an die Zuschauer*innen und ihre Seherfahrung zurückgeben lässt (Zaplyv – Die Schwimmer).



 

Dokland Hamburg, die dokumentarischen Produktionen aus und über die Hansestadt, zeigen wir mit freundlicher Unterstützung der Hamburgischen Kulturstiftung.



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