Wettbewerb »direkt«

Wir verstehen »direkt« als einen medialen Dialog, weniger als ein Kräftemessen. 

Gemeinsam hinterlassen die ausgewählten Filme eine Spur im politischen Raum unserer Zeit. Sie führt entlang der Wegmarken Umsturz – Überwachung – Migration – Abschiebung. Grundlegend unterscheiden sich dabei die filmischen Ansätze und Verfahrensweisen.

 

Sergei Loznitsa bewegt sich mit ganz unauffällig erscheinender Kamera auf dem »Maidan« in Kiew. In langen Einstellungen eröffnet er einen filmischen Raum, der sich ganz der Beobachtung verschreibt, reich gefüllt mit „Such- und Wimmelbildern“.

 

Vielmehr teilnehmende Beobachterin ist Anna Roussillon in einem ägyptischen Bauerndorf. Die Familie, die sie in »I Am the People« porträtiert, muss erst noch Al-Jazeera installieren, um zu glauben, was auf dem Tahrir in Kairo passiert. Schnell ist das Programm öde, der Alltag hat andere Herausforderungen.

 

Unter Aufgabe jeglicher Zurückhaltung protestiert Christoph Faulhaber vor der Kamera gegen die (später auch am eigenen Leib erfahrene) Überwachung durch US-Sicherheitsbehörden und provoziert durch die Aneignung einer Videospielfigur dann noch eine Debatte um das Urheberrecht: »Jedes Bild ist ein leeres Bild«.

 

Völlig aus dem Nichts wird die 20-jährige Koumba über Nacht aus Paris in den Senegal abgeschoben. Der Filmemacher Damien Froidevaux hält über mehrere Jahre Kontakt zu ihr. Er wird Opfer ihres Zorns, bleibt aber geduldig an ihrer Seite, als es darum geht, das Beste aus der Hoffnungslosigkeit zu machen: »La mort du dieu serpent«.

 

Monate vor ihrer Abschiebung arbeitet Ruben Desiere filmisch mit einer Gruppe Roma in Brüssel. Sie inszenieren nach dem Roman „Kosmos“. Im finalen Abschiebeeinsatz der Polizei wird aus der Fiktion ein Dokument der Repression: »Kosmos«.

 

Filmauswahl: Birgit Dunkel, Rasmus Gerlach, Felix Grimm, Anna Belle Jöns

 

Der mit 3000 Euro dotierte Klaus-Wildenhahn-Preis ist gestiftet von der Landeszentrale für politische Bildung, der wir an dieser Stelle herzlich dafür danken.

 

Über die Vergabe entscheidet 2015 die folgende Jury:

Dr. Rita Bake (Historikerin, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg)

Ute Holl (Prof. für Medienwissenschaft, Universität Basel)

Gerd Roscher (Filmemacher, Prof. em. für Dokumentarfilm und Video, HfbK Hamburg)

 

Am Samstag, den 11. April um 20.30 laden wir zur Preisverleihung und zeigen im Anschluss einen Film des Namensgebers Klaus Wildenhahn: Bandonion: Tangos im Exil

 



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