Sa 14.4. | 16.30 Uhr | Metropolis



Wundkanal – Hinrichtung für vier Stimmen

D/F 1984, 107 Min., OF

Regie: Thomas Harlan. Drehbuch: Yvette Biro, Thomas Harlan. Kamera: Henri Alekan

 

Der NS-Verbrecher Alfred Filbert spielt sich selbst. Der, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 80-Jährige, wird entführt und von seinen Kidnappern verhört. Das Konstrukt dieses Films mäandert zwischen Fakt und Fiktion; sein Hauptdarsteller ist eine historische Figur, beteiligt am Tod Tausender Menschen in der Sowjetunion. »Wundkanal« ist ein waghalsiges Unterfangen, eine psychologische Versuchsanordnung. Harlan begnügt sich nicht mit der Rekonstruktion der Geschichte dieses Mannes, sondern zieht Linien vom Nationalsozialismus bis zum Bau des Stammheimer Hochsicherheitstraktes.

 

Filminfos der Edition Filmmuseum

 

 

Thomas Harlan über »Wundkanal«: „Wir haben angefangen, ihn (Alfred Filbert) zu verhören und ihn dann mittels der Monitore mit seinen Widersprüchen konfrontiert und auch diese Konfrontation dokumentiert und ihm auch das vorgespielt. (...) So kamen wir heran an die wirkliche Definition einer Persönlichkeit, die ihr „Ich“ abgelegt hat. Wenn man mit Filbert spricht, sagt er, dass die Massenmorde nur von demjenigen begangen worden sind, der den Eid geleistet hat. Mit sich selbst identifiziert er diese Figur nie. Das ist etwas, was ich gelernt habe: Die Delegation der Persönlichkeit in einem heute nur schwer nachvollziehbaren Maße ist der große, beruhigende Ausweg. Nur so konnten die Verbrecher aus den Einsatzgruppen im Osten nach dem Krieg buchstäblich sorgenlos, bruchlos in ihre bürgerlichen Berufe zurückkehren.“

 

Thomas Harlan im Porträt von Ulrich Kriest, film-dienst 2001

 

 

Einführung und Diskussionen zu »Wundkanal« und dem im Anschluss gezeigten »Notre Nazi“ mit den Gästen Christoph Hübner, Gabriele Voss, Thomas Heise und anderen.

 

Vorführung des Extra-Splitters zu "Wundkanal"

Die 80er-Jahre: Der Außenseiter – Radikal und unversöhnlich






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