Samstag 26.04. 21:15 Metropolis-Kino
Aufschub
Harun Farocki; ROK/D 2007, 40 Min
Ein Stummfilm: Zu sehen sind historische Aufnahmen des „Durchgangslagers Westerbork“ (NL) aus dem Jahr 1944: Der SS-Lagerleiter beauftragte den jüdischen Häftling Rudolf Breslauer mit den Dreharbeiten. Man sieht den geschäftigen „Alltag“ des Lagers: Arbeiter in Wäschereien, tanzende Menschen, Menschen, die in Züge steigen und helfen, die Türen zu schließen. Die einzig bekannten Aufnahmen, die es von einer Deportation nach Auschwitz gibt. Dazwischen Schrifttafeln und der Schnitt als reflektierender Kontrapunkt, um dort einzuhaken, wo die Bilder verschweigen.
Die Sequenzen des Originalmaterials sind nicht gekürzt oder durch Zwischentitel unterbrochen, einige werden nach jedoch nach dem Zwischentitel noch einmal gezeigt. Diese interpretierende Lektüre der Bilder wirft Fragen zur Lesart des Filmes auf: Ist es ein Film über ein Lager, ein Film über einen Film bzw. die Aufnahmen von Breslauer oder ein Film der mit seinem Archivmaterial suggestiv „umgeht“ und dem Betrachter den eigenen Blick verweigert?