Dienstag 29.04. 18:00 3001-Kino


Zigeuner

Stanislaw Mucha

D 2007, 92 min. O.m.U.

 

„Das erste, was uns die Zigeunerkinder, die wir bei den Dreharbeiten zu „Absolut Warhola“ kennenlernten, sagten, war, dass wir sie ‚Zigeuner‘ nennen sollten. Sie konnten instinktiv all die gut gemeinten Bezeichnungen wie ‚Roma‘ oder ‚Sinti‘ nicht leiden. Sie hatten verstanden, dass Bezeichnungen nie Verhältnisse ändern. Sie waren nett und munter, und natürlich haben sie uns beklaut. Damals kam ich auf die Idee: Wie wäre es, wenn man diesen Kindern billige, kleine Videokameras in die Hände drückt und sie bittet, damit ihr ganz normales Leben zu filmen? Ihren Blick würden wir in unseren Film einbauen.“ (Stanislaw Mucha)

 

Es gibt bereits mehr 'Zigeuner' in Europa als zum Beispiel Dänen. Die Schätzungen reichen von 6 – 11 Millionen. Sie leben überall – vor allem aber im Osten. Und obwohl sie überall leben, kann man sie nirgends sehen. Heutzutage wissen die Europäer mehr über Tiefseefische als über 'Zigeuner'. Dieser Film versucht, das zu ändern.

Der Regisseur nimmt die Zuschauenden mit auf seine Reise durch die 'Zigeunerdörfer' der Slowakei. Ohne viel Federlesens konfrontiert er die fröhlichen Massen von Kindern und auch die Patriarchen der Dörfer mit den gängigen Klischees: 'Zigeuner' sind dreckig, sie stehlen, sie essen Hunde etc. Mucha gelingt eine heikle Gratwanderung: Er zeigt die erbärmlichen Lebensverhältnisse und den Rassismus gegenüber den 'Zigeunern', ohne diese aber als Unschuldslämmer hinzustellen. Sich jeglicher moralischer Verurteilung enthaltend fordert er die Aufmerksamkeit und Urteilskraft der ZuschauerInnen heraus.

 

"Wir haben 30 Tage bei Zigeunern in der Ostslowakei verbracht. Uns war jeden Tag mulmig beim Drehen, weil wir nie wußten, was uns erwartet. Wir haben uns trotzdem anstecken lassen von ihrer Lebensfreude, ihrem geradezu antiken Bedürfnis zu klagen und ihrer Großzügigkeit. Die Zigeuner, die wir besuchten, leben von Sozialhilfe und Kindergeld, in erbärmlichen Behausungen, und das in der Europäischen Union. Meine Wut war der Motor dieses Films, der einzige, den ich bis jetzt aus Empörung gemacht habe. Wir wollten zeigen, welche Zustände dort herrschen und unter welchen Umständen dort gelebt wird. In diesem Sinne ist das ein politischer Film." (Stanislaw Mucha)

 



© 2008 dokumentarfilmwoche hamburg | Impressum