Sonntag, 15.4., 21 Uhr
No Name City
von Florian Flicker, Österreich 2006, 86 Min., Cinemascope, 35 mm, Dolby Digital
Gast: Florian Flicker
In seinem ersten Film auf dokumentarischem Terrain zeigt der österreichische Filmemacher Florian Flicker („Suzie Washington“), eine Welt, die Bühne ist: Die 30 Kilometer von Wien entfernte Event World alias Westernstadt „No Name City“. Der Film zeigt kein Interesse, die kommerzielle Oberfläche dieses Parks zu untersuchen. Er fokussiert sein Augenmerk auf den Blick hinter die Kulissen und entdeckt dabei eine schillernde Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen, die – offensichtlich in Selbstverwaltung – diesen Park organisieren. Manche tun es aus fanatischer Liebe zum Western, für andere ist es existentieller Broterwerb. Ein sorgsam inszenierter Dokumentarfilm und gelungener Beitrag des Regisseurs zum Thema Sein und Schein. „Dies ist meine kleine Welt“, intonieren die Austro-Pop-Legenden „Waterloo und Robinson“ zu Beginn des Films. Ein Leben zwischen Fiktion und Wirklichkeit, welches das kleine Filmteam (Kamerafrau: Birgit Gudjonsdottir, Co-Regie/Ton: Georg Misch) über mehrere Wochen hinweg mit den ProtagonistInnen teilte. Flicker hat in allen seinen bisherigen Filmen mehr oder weniger deutlich ‚falsche’ Bilder und gesellschaftliche Rollen hinterfragt, ohne je aufklärerisch sein zu wollen. Das ist auch einer der größten Vorzüge von No Name City: Die Welt des Scheins wird von der Kamera weder entblößt noch bekräftigt. Alles ist echt und unecht zugleich, die Duelle zwischen Sheriff und Banditen auf der Main Street ebenso wie der Gabelstapler, der geholt wird, um die Western-Lokomotive zu reparieren. Das Leben in der Westernstadt ist als solches ein (Abzieh-)Bild einer Welt, die es in dieser Form nie gab. Die Westernstadt ist ein Soziotop. Hier finden, wie im richtigen Leben, Kämpfe um Vorrechte und Territorien statt. Die Mehrzahl der Pächter ist mit dem Manager unzufrieden, die Situation scheint ausweglos verfahren. Ein Showdown bahnt sich an. „Im Wilden Westen war es genauso wie hier – was das Personal angeht, funktioniert diese Stadt wunderbar. Jeder ist auf der Suche nach Gold und möchte dem anderen den Skalp nehmen“, sagt der, der es am besten wissen muss: „Und immer ist der Indianer der Blöde.“
Florian Flicker ist zur Vorführung im Kino anwesend.